45 Jahre St. Johannes - wie ich mit unserer Pfarre groß geworden bin
„St, Johannes – ein Weg zueinander“ – das „Geburtsmotto“ unseres Pfarrzentrums im Jahre 1976 und zugleich mein Lebensmotto, das mich durch die Verbundenheit mit der Pfarre seit meinem 10. Lebensjahr stärkt, mir immer wieder festen Boden schenkt und mir die Richtung weist.
In den frühen 70er- Jahren waren meine Wege als Kind sehr überschaubar: Familie und Schule, der große Hof mit seinen vielen Spielmöglichkeiten hinter unserer Wohnung und – manchmal „verbotenerweise“ – die große Schottergrube hinter der Trafik in der Vinzenz-Muchitschstraße. „Verboten“ aus dem Grund, weil sich dieser „Abenteuerspielplatz“ für mich, gut behütet und umsorgt, als gefährlich hätte erweisen können. Ab und zu führte mich aber mein Forschergeist und meine Neugier dennoch dorthin – mit dem Fahrrad erkundete ich jeden Fleck, auf dem nun unsere Kirche steht und schon so vielen Menschen Halt und Heimat geschenkt hat.
Als gerade 10-Jährige tauchte ich in das Geschehen des „Seelsorgezentrums St. Johannes“, wie es von Anfang an genannt wurde, ein. Zur festlichen Eröffnung durch den damaligen Bischof Johann Weber durfte ich sogar das Begrüßungsgedicht auf den Stufen zu unserem überdachten Kirchplatz, wie viele ihn gern nennen, vortragen, vor vielen hunderten Menschen und unserem Bischof, wobei ich in der Aufregung fast vergaß, ihm den Blumenstrauß zu überreichen. Die so große Schokoladentafel aus seinen Händen nahm ich ehrfürchtig entgegen und erzählte diese Begebenheit gern und überall mit großer Freude.
In sehr stimmungsvoller Erinnerung ist mir die allererste Adventkranzweihe im neuen und funkelnden Gottesdienstraum am Vorabend vor der offiziellen Eröffnung, dem 25.11.1976 – abendliche, adventliche Stille, Kerzenlicht, neugierige und gespannte BesucherInnen, geschäftiges Treiben davor, ob wohl alles klappen würde, alles vorbereitet wäre, aber auch fragende Blicke rund um den damals sehr kahlen Raum mit grauen Betonwänden, die noch nicht von den wundervollen Glasfenstern von Prof. Adolf Osterider oder dem eindrucksvollen Kreuzweg von Prof. Erwin Huber geziert waren, kaltes, weißes Licht aus Leuchtstoffröhren, ohne unserem nunmehr festlich strahlenden Luster, ein kleines Orgelpositiv mit leisem Klang – und doch, oder gerade deshalb – die wunderbare festliche und erwartungsvolle Stimmung aller, die sich um unsere neugewonnene Kirche bemühten. Mit diesem Advent gab es auch für unsere Kirche ein „Ankommen“!
Nach der Jungscharzeit und meiner Firmung durfte ich als Jungscharbegleiterin die so beliebten Jungscharnachmittage mitgestalten, an denen das Leben im gesamten Pfarrzentrum und auch rundherum, auf der Wiese, hinter dem Haus, für das ganze Siedlungsgebiet spür- und hörbar wurde.
Auch wurde ich durch meine Religionslehrerin, Frau Gertrude Haner, deren unermüdliche Spendenaktionen (wie Bastelabende für die darauffolgenden Oster- und Weihnachtsmärkte, den Orgelbauverein u.v.m. Kreise bis nach Kanada zogen, in die Mitgestaltung der Liturgie einbezogen – mit Melodika, Blockflöte oder Orff-Instrumenten spielte ich schon damals begeistert in den Gottesdiensten. Bis heute habe ich wohl die Instrumente gewechselt, die Musik in der Liturgie, das gesungene Gebet, ist mir ein besonderes Anliegen.
Durch das für die damalige Zeit eher unübliche Erscheinungsbild einer Kirche, war St. Johannes eher als „Alltagskirche“ bekannt – ich durfte hier dennoch eine strahlende und sehr festliche Hochzeit feiern, dann auch meine beiden Söhne zur Taufe begleiten und, obwohl wir als Familie längst nicht mehr im Pfarrgebiet wohnten, waren wir einfach „hängen geblieben“ an unserer Pfarrfamilie, sodass auch die Firmungen meiner Kinder wie selbstverständlich in „unserer Kirche“ gefeiert wurden.
Nach den Jahren, in denen mein verstorbener Mann Klaus Topf dem Pfarrgemeinderat angehörte bzw. dessen geschäftsführender Vorsitzender war, wurde ich von der Pfarrgemeinde auch in dieses Amt gewählt, welches ich – auch in stürmischen Zeiten, in denen wir mehrmals wechselnde Pfade mit neuen hauptamtlich Tätigen einschlagen mussten– sehr gern und immer im Hinblick auf das Wohl jedes einzelnen Menschen ausübe, ob jung oder alt, ob klein oder groß, ob näher oder ferner. Wir sind eine große Pfarrfamilie, der es gut gehen möge durch die Gemeinschaft, die viele so unterschiedliche „Zähler“, jedoch den selben „Nenner“ hat.
„ St. Johannes- ein Weg zueinander“ dieses Motto ist für mich, für meine Familie und viele meiner Freunde zum Lebensweg geworden, der es nach wie vor wert ist, ihn einfach mitzugehen, ein Lebensweg, auf dem viele Lebensgefährten mitwandern dem einen Ziel entgegen.
Aus ganzem Herzen sage ich DANKE für diese Weggemeinschaft und die Begleitung auf ruhigen, ausgelassenen, schönen, zufriedenen, aber auch auf steinigen, schwierigen und traurigen Wegstücken.
„Möge die Straße uns zusammenführen…und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand.“